Stellungnahme 11. PSJ


16.04.2024

Stellungnahme zum aktuellen Stand der Vorbereitung auf das 11. Schuljahr
„Verortung der Berufsorientierung“

Die Mitglieder des BBB nehmen die aktuellen Informationen aus der Verwaltung SenBJF zum Arbeitsstand bei der Vorbereitung der Einführung des 11. PSJ irritiert zur Kenntnis. Die Erfahrungen mit der Klientel in der IBA der letzten Jahre haben folgende Erkennt-nisse gebracht:

Bei zu vielen Jugendlichen ist die Ausbildungs- und Berufsorientierung nach der Klasse 10 weder ausgeprägt noch belastbar. Diese Orientierung ist jedoch eine existentielle Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit der OSZ in ihrer derzeitigen Konstruktion und Ausrichtung. Offensichtlich erfüllen zu viele ISS ihre im Schul-gesetz in § 4 (7) und § 22 (1) beschrieben Aufgabe nicht: „
Die allgemeinbildende Schule führt in die Arbeits- und Berufswelt ein (…) zur Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf Berufswahl und Berufsausübung (…)

Die ausschließliche Verlagerung dieser Aufgabe an die OSZ stellt eine klare Überfor-derung der OSZ dar. Mit frustrierten und demotivierten Schülern kann innerhalb eines Jahres keine solide Perspektive für ihren Platz in der Gesellschaft gemäß Schulgesetz § 3 (1) geschaffen werden, besonders wenn dies in den vorangegangenen Schuljahren ver-nachlässigt wurde.

Die ausschließliche Verlagerung der Verantwortung der Berufsorientierung in die OSZ hätte noch weitere Folgen: Die Verantwortung für eine belastbare Orientierung müsste von den ISS überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden, sodass sich diese noch verstärkt denjenigen Schülerinnen und Schüler zuwenden, die mit einem Übergang in die Gymnasiale Oberstufe für den Ruf und den Erfolg der Schule bedeutsamer erscheinen.

Um den weiteren Fortschritt des Vorbereitungsprozesses zu gewährleisten, fordern wir ein abteilungsübergreifendes Prozessmanagement. Ein Prozesskoordinator mit umfas-senden Entscheidungsbefugnissen könnte das Vorhaben effektiver vorantreiben.

Des Weiteren müssen wir die unzureichende Ausstattung der OSZs ansprechen. Bei einer Ausstattung weit unter 100 % wird eine beträchtliche Mehrarbeit auf die Schulen zukom-men. Auch wenn die Versorgung der Jugendlichen nicht nur mit Lehrkräften, sondern in multiprofessionellen Teams mit Bildungsbegleitern und Sozialarbeitern vorgesehen ist, wird es bei der derzeitigen Situation auf dem Arbeitsmarkt schwierig sein, diese Perso-nen auch in die Schulen zu bekommen. Daraus folgt, dass wir das intendierte Konzept der Ankerschulen ablehnen, weil wir für einen solchen Systemwechsel bei der Organi-sation unserer Schulen zurzeit keine Basis und auch keine Ressourcen dafür sehen. Es ist dringend erforderlich, ausreichend Ressourcen bereitzustellen, um den Jugendlichen eine echte Perspektive zu bieten.

Schließlich ist die Berliner Wirtschaft gefordert, ausreichend Praktikumsplätze gerade auch für benachteiligte Jugendliche zur Verfügung zu stellen, da eine ausschließliche Orientierung in der Schule bei jungen Erwachsenen, die sich zum Teil schon seit Jahren von der Schule verabschiedet haben, nicht zum Erfolg führen kann.

Daraus ergeben sich für uns folgende Forderungen:

Wir fordern:
•   
Für die ISS muss ein Anreiz geschaffen werden, ihre Aufgaben gemäß § 4 (7) und § 22

     (1) SchulG zu erfüllen.
•   
Kein Jugendlicher darf die allgemeinbildende Schule ohne belastbare Anschluss-

     perspektive verlassen. Für den Wechsel in die berufliche Bildung ist eine belastbare

     berufliche Vororientierung Voraussetzung. Ist diese nicht vorhanden, wiederholen die

     betroffenen Schülerinnen und Schüler im elften Schulbesuchsjahr die 10. Klasse ihrer

     Herkunftsschule.
•  
 Allgemeinbildende Schulabschlüsse der Klassenstufe 10 können nur in der allgemein-

     bildenden Schule erworben werden, ggf. durch die Wiederholung der 10. Klasse in der

     Allgemeinbildung (im 11. Schulbesuchsjahr).
•   
Im Bildungsgang IBA in den OSZ wird ein beruflicher Anschluss angestrebt und der

     Abschluss „IBA“ erworben, der mit den Abschlüssen BBR, eBBR und MSA, je nach

     Notendurchschnitt, für gleichwertig erklärt wird.
•   
Eine abteilungsübergreifende Prozesskoordination mit umfassenden Durchgriffs-

     rechten ist zur effizienten Prozesssteuerung erforderlich.
•   
Es müssen ausreichend Ressourcen bereitgestellt werden, um die Schulen nicht zu

     überlasten und den Jugendlichen eine echte Orientierung zu bieten.
•   
Die Berliner Wirtschaft muss ausreichend Praktikumsplätze, insbesondere für

     benachteiligte Jugendliche, zur Verfügung stellen.

Für den Vorstand


Ronald Rahmig


Vorsitzender

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